Liebe Lea Dora,
vielen Dank, dass ich mit dir 5 Stunden verbringen durfte. Hier ist noch ein Geschenk von Lea Dora Illmer an unsere Lesenden:
Ich habe das Recht auf eine respektvolle gynäkologische Untersuchung, bei der ich mich wohl fühle. Das war mir lange nicht klar. Ich dachte es sei normal, dass der Besuch bei der Frauenärzt:in unangenehm ist - der Untersuchungsstuhl, die knapp bemessene Zeit, der rein schulmedizinische Ansatz und die ganzen Vorannahmen, die über mich und meinen Körper getroffen wurden. Dann bin ich auf die sogenannte Frauengesundheitsbewegung der 70er Jahre gestossen und habe gemerkt, dass unser Gesundheitswesen nicht so sein müsste wie es ist. Es gab und gibt Alternativen. Feministisch geprägte Orte versuchen seit Jahrzehnten, Gesundheitsfürsorge anders zu denken, Hierarchien abzubauen, sich kollektiv zu organisieren, der patriarchal und rassistisch geprägten Medizin etwas entgegenzusetzen. Ich weiss jetzt: Ich darf Fragen stellen und habe ein Recht auf Erklärungen in verständlicher Sprache; wenn ich möchte, kann ich das Spekulum selbst einführen und die allermeisten Untersuchungen verlangen nicht nach einem gynäkologischen Stuhl, eine gewöhnliche Liege reicht vollkommen. Zu einer umfassenden Beratung gehört es, dass mir die Kosten sowie Alternativen genannt werden. Und ich habe ein Recht auf Nichtwissen. "Feministische Arbeit ist oft Erinnerungsarbeit", sagt die Autorin und Philosophin Sara Ahmed. Deswegen versuche ich, Wissen aus der Frauengesundheitsbewegung zu bewahren und zugänglich zu machen.